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NEWSLETTER 8 im 52. Jahr seit der Gründung des Vereins 1969

Liebe Freundinnen und Freunde Felders und des Vereins!

GLEICH ZWEI EREIGNISSE
… besonderer Art und zu Felder erwarten Sie in den nächsten Tagen. Zum einen die Aufführung des Stückes „Sprich nur ein Wort“ von Maximilian Lang im Landestheater und zum anderen das Symposion „FELDER 2021. Neue Lesarten und Perspektiven“, das das Franz-Michael-Felder-Archiv als Zoom-Konferenz von 12. bis 14. April durchführt.

Informationen zu den beiden Veranstaltungen unter:

https://landestheater.org/spielplan/stuecke/detail/sprich-nur-ein-wort/
https://vlb.vorarlberg.at/was-passiert/tagung-felder-2021

Muss man es erstaunlich finden, dass gerade jetzt, in dieser außergewöhnlichen Zeit Felder so stark hervortritt, herbeitritt oder ist es ein „Herbeiziehen“?

Die soeben erschienene Übersetzung von „Aus meinem Leben“ ins Englische „A Life in the Making“, die Übertragung der Dialektgedichte Felders ins heutige Deutsch durch Norbert Mayer, die auf dem Weg ist, (s. Symposion) und dann noch ein Theaterstück. Nebenbei erwähnt, haben wir ein Projekt für Schulen in einem österreichweiten Bewerb eingereicht, für das jetzt andere Wege der Realisierung gesucht werden müssen.

Franz Michael Felders Leben ist sicher in vielen Aspekten als ein Leben in Zeiten des Umbruchs zu deuten und zu verstehen. Das spricht ja aus beinahe allen Titeln der Beiträge der Tagung. Wie mutig und entschlossen der junge Mann aus dem beinahe letzten Dorf des Bregenzerwaldes sich zu diesen Veränderungen gestellt hat! Ist das der Unterschied, der sich zur heutigen Zeit auftut, dass er an die Veränderbarkeit in der Veränderung geglaubt hat und glauben konnte? Schöpfen wir Hoffnung und Zuversicht, wenn wir seinem Leben und Werk „neue Lesarten und Perspektiven“ abgewinnen?

Wie werden die Monologe in Maximilian Langs Stück, die vier Personen aus Felders Umfeld zur Zeit des Denkmalstreits, also etliche Jahre nach seinem Tod halten, auf uns wirken? Man darf sehr gespannt sein, was uns diese Menschen vermitteln: Da „das Ringen um die Gestaltung der Gesellschaft, die Felder kritisch durchleuchtet hatte, zum Erliegen gekommen ist. Sie vermissen Felder und seine treibende Kraft, er ließ sie zurück – verzweifelt, liebend, hassend.“ (Begleittext „Sprich nur ein Wort“) Sind wir nur einfach „dabei“? Oder sind wir wirklich „dabei“ Felder ein Denkmal aufzustellen – heute? Ein vielfältiges und wohl auch vielschichtiges Denkmal, in vielfachen Erkundungen und Annäherungen und Seelenbildern und Zeitbezügen und Gesellschaftsströmungen? Und dann „Denk-mal“? Schillers Antrittsvorlesung: „Was heißt und wozu studiert man Universalgeschichte?“ Was heißt und wozu studiert man … Felder?

Wozu …? Wenn es schon ein kleines Wunder ist, dass das Theater ein Stück aufführen kann. Wozu …? Wenn wir uns in der Zoom-Konferenz starr und quasi leblos nicht in die Augen sehen werden, weil wir auf die Bildschirme schauen und nicht in die Kamera, die darüber angebracht ist?

Antworten gibt es dazu keine, weder „fixe“ noch jene von „ExpertInnen“. Heute nicht und auch in der Zukunft werden wir bestenfalls Erfahrungen und mehr oder weniger bestätigte Mutmaßungen als „Antworten“ bezeichnen.
 
Aber vielleicht geht es gar nicht um Antworten. Mit Franz Michael Felder würde ich sogar ein klares „Nein“ wagen. Es geht nicht um unverrückbares „Wissen“.  Es geht um mehr. Was ist „mehr“? Peter Natter schreibt in der aktuellen KULTUR (S. 32 ff.): „Franz Michael Felder durfte und musste inmitten politischer und kirchlicher Repression von Wahrheit, Aufklärung, Mitreden träumen.“ Nun, es sollte uns nicht verwehrt sein, wieder Literatur und Kultur … - ja, und auch vor Aufklärung und Mitreden sollten und wollen wir keine Scheu haben.

Auf ins Theater! Hinein-ge-zoom-t! Bei aller Dialektik (s. Peter Natter): Auch wenn es bei Bert Brecht heißt: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen // Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Felder wird es uns lohnen. Alles Gute!

Norbert Häfele, Obmann